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Kritik der Wertphilosophie: 1. Historische Voraussetzungen

                                Inhalt

1.              Historische Voraussetzungen

1.1.           Die Durchsetzung der bürgerlichen Welt 

                 und die bürgerliche Philosophie

1.2.           Zusammenbruch der idealistischen Weltkonstruktion   Hegels

1.3.           Reaktionen der bürgerlichen Philosophie auf den

                 Zusammenbruch des absoluten Idealismus

 

1.                Historische Voraussetzungen

            1.1.             Die Durchsetzung der bürgerlichen Welt 

                         und die bürgerliche Philosophie

 Das Bürgertum, das bereits im 18. Jahrhundert die ökonomischen Geschicke bestimmte, setzte sich zunächst in England und dann auch mit der Revolution in Frankreich 1789 politisch durch. Die Französische Revolution war der sinnfälligste Ausdruck eines Epochewandels. Während in Westeuropa die Industrialisierung begann, das Kapital nicht mehr nur formal (Merkantilismus), sondern real die Ökonomie unter sich subsumierte (kapitalistische Warenproduktion), der Parlamentarismus als adäquate politische Gestalt für das neue Gesellschaftsgefüge sich durchsetzte und persönliche Freiheit und Gleichheit der Menschen zum gesellschaftlichen Vorurteil wurden, waren die deutschen Kleinstaaten nur in der Philosophie und Literatur auf der Höhe dieser geschichtlichen Entwicklung. Die angehende Generation von Philosophen tanzte begeistert um den Freiheitsbaum, diese Revolution begrüßend, und noch der alte Kant blickte mit Enthusiasmus auf sie zurück. Der Geschichtsverlauf erweist sich für ihn auch auf Grund der Erfahrung seiner Zeit nicht als eine Anhäufung von sinnlosen Fakten: Kriegen, Dynastien, Staatenbildungen und deren Untergang, sondern er macht einen Fortschritt in der Geschichte  aus, in den er seine Hoffnung auf einen möglichen Zustand der Moralität gründet. Der Fortschritt war am greifbarsten an der Entwicklung der Produktivkräfte abzulesen. Im Geistigen sind die Menschen zwar noch nicht aufgeklärt, aber auf dem Weg der Aufklärung. Als Triebkraft der historischen Entwicklung entdeckt er einen Antagonism im Menschen und in der Gesellschaft. „Das Mittel, dessen sich die Natur bedient, die Entwicklung aller ihrer Anlagen zu Stande zu bringen, ist der Antagonism derselben in der Gesellschaft, so fern dieser doch am Ende die Ursache einer gesetzmäßigen Ordnung derselben wird.“ (Kant: Geschichte, A 392) Die Menschen werden – so seine Hoffnung – allmählich aus den Schrecknissen der Geschichte lernen und sich zu einem Zustand des ewigen Friedens bereit finden. Der Konkurrenzkampf in der bürgerlichen Welt ließe sich stillstellen, insofern aus ihm ein Wettbewerb mit friedlichen Mitteln würde. In einem solchen gesetzlichen Weltzustand käme die Menschheit zur Mündigkeit, das moralische Gesetz würde gelten und der Richterstuhl der Vernunft wäre nicht nur eine theoretische Forderung, sondern tatsächlicher Maßstab des Handelns. Ob allerdings dieser Zustand eintreten wird, darüber lässt sich nach Kant nichts Endgültiges ausmachen. Seine Hoffnung lag in der rekursiv erschlossenen Teleologie der Natur, die nicht nur den Zwiespalt im Menschengeschlecht angelegt habe, um diesen zum Mittel des Fortschritts zu machen, sondern auch einen Zweck in ihr erkennen ließ. Dieser Zweck kann für den Menschen aber nur den Rang einer regulativen Idee haben, ist also nicht konstitutiv, d.h. ein Weltzustand, in dem Moralität und ewiger Friede herrscht, der das Glück der Menschen ermöglicht, ist nicht absolut sicher, sondern ist nur begründet aus einer Hoffnung.

 Gegen den Kantischen Dualismus von Moralität und moralisch problematischer gesellschaftlicher Wirklichkeit argumentiert Hegel: Wenn die „Natur“ den Menschen durch seine Interessen und subjektiven Zwecke hindurch, bei denen Vernunft nur ein Beiherspielendes ist, zu einer vernünftigen Gestalt der Politik führt, dann wirken in ihr vernünftige Prinzipien, die nach einem Endzustand streben. Hegel hebt Kants Standpunkt der Moralität in seiner Konzeption der Sittlichkeit (Familie, Gesellschaft, Staat) auf als ein Moment dieser Sittlichkeit. „Das Aufheben des Standpunktes der Moralität hat so die Form, daß Hegel zu Sitte, Gewohnheit und den politischen und gesellschaftlichen Institutionen übergeht, um diese als ‚sittliche’ Wirklichkeit des in der Moralität gesetzten subjektiven Willens und seines Guten zu begreifen.“ (Ritter: Moralität, S. 225)  Die Autonomie der Person, der freie Wille, das Für-sich-sein und die Selbstzweckhaftigkeit des Subjekts sowie die Anerkennung der persönlichen Besonderheit sind Momente dieser Sittlichkeit, als solche aber auch als bereits prinzipiell realisierte oder doch auf den Boden der bürgerlichen Gesellschaft realisierbare gedacht.

 Das Ziel der Weltgeschichte ist nach Hagel dann die entwickelte bürgerliche Gesellschaft. Sie ist recht verstanden die verwirklichte Freiheit. „Die Weltgeschichte ist der Fortschritt  im Bewußtsein der Freiheit – ein Fortschritt, den wir in seiner Notwendigkeit zu erkennen haben.“ (Hegel: Geschichte, S. 32)  Dabei hat der Historiker nicht etwa die Fakten nach seinem Schema zurecht zu biegen, sondern durchaus zur Kenntnis zu nehmen, dass die Geschichte auch eine „Schlachtbank“ ist, Zufälle einschließt und Umwege macht. „Der einzige Gedanke, den die Philosophie mitbringt, ist aber der einfache Gedanke der Vernunft, daß die Vernunft die Welt beherrsche, daß es also auch in der Weltgeschichte vernünftig zugegangen sei.“ (Hegel: Geschichte, S. 20)  „Die Geschichte aber haben wir zu nehmen, wie sie ist; wir haben historisch, empirisch zu verfahren. Unter anderem müssen wir uns nicht durch die Historiker vom Fach verführen lassen, denn diese, namentlich deutsche, welche eine große Autorität besitzen, machen das, was sie den Philosophen vorwerfen, nämlich apriorische Erdichtungen in der Geschichte.“ (Hegel: Geschichte, S. 22)  Bestätigt wird für Hegel diese Auffassung, als tatsächlich die Ablösung des Feudalsystems durch die bürgerliche Gesellschaft einen ungeheuren ökonomischen Fortschritt darstellte, der auch ein Fortschritt in der Humanität zu sein schien. Der Hiatus von Sein und Sollen, den Kants Moralphilosophie kennzeichnet und der erst in historischer Perspektive u.a. durch moralische Anstrengung sich approximativ, wenn auch nicht völlig,  schließen solle, erschien für Hegel bereits überwunden. Wenn aber die Welt anscheinend eine vernünftige Entwicklung durchmacht, dann liegt es nahe, auf eine vernünftige Ursache dieser Weltvernunft zu schließen. „Es hat sich also erst aus der Betrachtung der Weltgeschichte selbst ergeben, daß es vernünftig in ihr zugegangen sei, daß sie der vernünftige, notwendige Gang des Weltgeistes gewesen, des Geistes, dessen Natur zwar immer eine und dieselbe ist, der aber in dem Weltdasein diese seine eine Natur expliziert.“ (Hegel: Geschichte, S. 22)  Die Kritik an einer apriorischen Konstruktion der Geschichte hindert Hegel nicht daran, seine Betrachtung der Geschichte selbst in einer apriorisch vorausgesetzten Theologie zu fundieren. Nach der hat Gott die Welt erschaffen und sich dabei in die Welt entlassen. In der menschlichen Geschichte erwacht Gott wieder im menschlichen Bewusstsein. Indem der Mensch Gott und seine Welt begreift, erkennt er Gottes Selbstbewusstsein. Indem der Mensch Gott denkt, denkt Gott sich selbst; und indem Gott seine Schöpfung denkt, erkennt sie der menschliche Geist. Gott ist nichts Transzendentes, sondern die Natur und der menschliche Geist, insofern dieser sich auf die Höhe der Wahrheit der Vernunft hinaufgearbeitete hat.

  Hegel

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1.2.           Zusammenbruch der idealistischen Weltkonstruktion   Hegels

 Karl Löwith gibt Quellen wieder, nach denen Hegel kurz vor seinem Tod erbost reagiert habe, als seine Schüler ihm den Ausbruch der Julirevolution 1830 in Frankreich meldeten, die seiner Geschichtsphilosophie widersprach. Hegels Versöhnung mit dem, was ist, wurde „durch die Julirevolution von neuen Entzweiungen angegriffen und durch eine ‚zwecklose Neuerungssucht’ in Frage gestellt, gegen die er sich machtlos fühlte, während seine nächsten Schüler den Anstoß aus der politischen Wirklichkeit in seine Philosophie übertrugen. Ein universitätspolitisches Zerwürfnis mit E. Gans, dem späteren Herausgeber der Hegelschen Geschichts- und Rechtsphilosophie, von dessen freiheitlicher Auslegung des Rechts der Weg weiter zu Ruge, Marx und Lassalle führt, verbitterte ihm die letzten Monate seines Lebens.“ (Löwith: Hegel, S. 55 f.)  Wahrscheinlich wurde Hegels Unmut auch dadurch hervorgehoben, dass seine Schüler ein singuläres Ereignis als Widerlegung seiner Geschichtskonstruktion ansahen. Aber dennoch war es ein Anzeichen gegen seine Geschichtsphilosophie, denn danach sei mit der Durchsetzung der bürgerlichen Prinzipien in einer konstitutionellen Monarchie  zumindest der prinzipielle Abschluss der historischen Entwicklung erreicht. Frankreich und Preußen waren zwar nach 1815 noch keine konstitutionellen Monarchien, in denen die bürgerlichen Prinzipien umstandslos galten, aber konnten auf den Weg dorthin mittels Reformen angesehen werden. Eine Revolution in diesen Ländern war deshalb für Hegel widervernünftig.

 Statt der Hoffnung auf einen vernünftigen Abschluss der Geschichte, den die bürgerliche Philosophen hatten, begann eine Epoche von Revolutionen, die brutale Unterjochung der Welt unter die europäischen Großmächte, die Proletarisierung weiter Teile der Bevölkerung und die „moralische Degradation“ der Arbeiter (Marx: Kapital, S. 488), die Hegels Geschichtskonzeption in den Augen seiner Schüler als unhaltbar erwiesen. Die idealen Hoffnungen, die sich an die bürgerliche Gesellschaft geknüpft hatten, wurden zerstört. Auch Goethe musste am Ende seines Lebens erkennen, „von reiner Einfalt kann die Rede nicht sein“ (Zitiert nach Löwith: Hegel, S. 41).  Eine Geschichte, die bei aller dialektischen Bewegung doch zum Fortschritt führen sollte, ja den Endzustand im Prinzip schon erreicht habe, produzierte beim wachsenden Industrieproletariat ein Elend, wie es ein solches seit dem 30jährigen Krieg nicht mehr gegeben hatte. Sozialistische Bestrebungen und radikale Schriften der Frühsozialisten wurden als Gefahr für die bürgerliche Entwicklung empfunden, welche die Philosophieprofessoren versuchten zu verteidigen. Den Zustand der Moralität, den Kant als Ziel anvisierte, und das System der Sittlichkeit Hegels, das dieser im Prinzip verwirklicht sah, erwies sich als haltlose Illusion. Der junge Marx schreibt Ende 1843 über die politische Revolution, welche die feudale Herrschermacht stürzte und die Staatsangelegenheiten zu Volksangelegenheiten erhob: Sie „war zugleich die Abschüttlung der Bande, welche den egoistischen Geist der bürgerlichen Gesellschaft gefesselt hielten. Die politische Emanzipation war zugleich die Emanzipation der bürgerlichen Gesellschaft von der Politik, von dem Schein selbst eines allgemeinen Inhalts. 

   Die feudale Gesellschaft war aufgelöst in ihren Grund, in den Menschen. Aber in den Menschen, wie er wirklich ihr Grund war, in den egoistischen Menschen.

   Dieser Mensch, als Mitglied der bürgerlichen Gesellschaft, ist nun die Basis, die Voraussetzung des politischen Staats. Er ist von ihm als solche anerkannt in den Menschenrechten.

   Die Freiheit des egoistischen Menschen und die Anerkennung dieser Freiheit ist aber vielmehr die Anerkennung der zügellosen Bewegung der geistigen und materiellen Elemente, welche seinen Lebensinhalt bilden.

   Der Mensch wurde daher nicht von der Religion befreit, er erhielt die Religionsfreiheit. Er wurde nicht vom Eigentum befreit. Er erhielt die Freiheit des Eigentums. Er wurde nicht von dem Egoismus des Gewerbes befreit, er erhielt die Gewerbefreiheit.“ (Marx: Judenfrage, S. 369) Im unbefangenen Blick auf die wirklichen deutschen Zustände des Vormärz zeigt sich der „ungeheure Zwiespalt zwischen den Forderungen des deutschen Gedankens und den Antworten der deutschen Wirklichkeit“ (Marx: Einleitung, S. 386; vgl. zu der Problematik der bürgerlichen Menschenrechte auch Gaßmann: Ethik, S. 24 - 62). 

 Damit war nicht nur die Gesellschaftskonzeption Hegels gescheitert, sondern es entstand erneut das philosophische Problem, wie der „ungeheure Zwiespalt“ zwischen den vernünftigen Ansprüchen nach Moralität und damit nach einem friedlichen Zusammenleben, in dem die Individuen ihre Autonomie verwirklichen konnten, zur sozialen Wirklichkeit überbrückt werden kann. Die Wertphilosophie von Lotze ist eine Reaktion auf dieses Problem.

 

Linkshegelianer gegen Rechtshegelianer:

     Religionskritiker gegen die Bewahrer des Hegelschen Systems

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        1.3.            Reaktionen der bürgerlichen Philosophie auf den

                    Zusammenbruch des absoluten Idealismus

 Noch zu Lebzeiten Hegels sank das Ansehen der Philosophie überhaupt. Der Zusammenbruch des Hegelschen Systems und die Erfolge der Naturwissenschaften bewirkten ihre Abwertung im öffentlichen Bewusstsein. Alfred Schmidt schreibt zur Rolle der Naturwissenschaft in dieser Epoche: „Gekennzeichnet ist dieses Jahrhundert während der zweiten Hälfte durch einen enormen Aufschwung von Naturwissenschaft und Technik. Beide befruchten einander wechselseitig und beflügeln, zumal im kapitalistisch verspäteten Deutschland, ein Bewusstsein unbeschränkter Möglichkeiten. Die Lösung des Welträtsels, vordem spekulativer Philosophie überlassen, stellt sich jetzt als Aufgabe von Physiologen, Chemikern und Medizinern dar. Wissenschaftliche und mechanische Erklärung der Phänomene gelten als identisch. Metaphysik wird verdrängt durch absolut gesetzte Physik.“ (in: Materialismus, S. X)  Naturwissenschaftler ohne philosophisch geschult zu sein, bastelten sich einen kruden Materialismus zusammen. Gegen diesen mechanischen Materialismus wendet sich Lotze. Er ist prädestiniert dazu, ihn zu kritisieren, da er einmal selbst von den Naturwissenschaften kommt und zugleich philosophisch an Kant und Hegel durch seine akademischen Lehrer geschult ist. Im Konzept einer „induktiven Metaphysik“ entwickelt Lotze eine Gegenposition zum Materialismus.

 Noch gravierender als das Vorherrschen der Naturwissenschaften wurde die „Sinnkrise“ empfunden, in die das bürgerliche Denken geriet. Einerseits lernten die Naturwissenschaftler immer mehr Teilbereiche der Natur zu beherrschen und diese Kräfte der Natur in der großen Industrie auszunutzen, andererseits musste ein sensibles Bewusstsein deren Zweck, die bloße Anhäufung von Reichtum, noch dazu in den Händen weniger, als sinnlos empfinden. Die Sinn gebenden Instanzen wie die Kirche wurden durch die Naturwissenschaften immer mehr desavouiert und die Kantische Moralphilosophie erschien ihnen wegen ihres angeblichen Formalismus als unzureichend, die Frage nach den Sinn des Ganzen zu beantworten, sie aus ihrer „Weltanschauungsnot“ zu erlösen. Hinzu kamen die allgemeinen historischen Bedingungen, die gekennzeichnet sind durch Restauration der Fürstenmacht, Zersplitterung Deutschlands, gescheiterte bürgerliche Revolution 1848/49, Zurückgebliebenheit in der ökonomischen Entwicklung gegenüber Westeuropa, die sich erst nach der autoritären Einigung von oben allmählich aufhob. Auf Grund der absolutistischen und späteren autoritären Adelsmacht in der Exekutive und dem Klassenkompromiss von Adel und Bürgertum war der Sozialcharakter dieses Bürgertums und Kleinbürgertums, aus dem auch Lotze stammte, gekennzeichnet durch „einen Servilismus, eine Kleinlichkeit, Niedrigkeit und Miserabilität, wie man es sonst im damaligen Europa kaum finden kann“ (Lukács: Zerstörung, S, 41).

 Dies ist die  historische Bedingung, die Lotze zur Erfindung des Wertbegriffs veranlasste. (Vgl. Schnädelbach: Philosophie, S. 23)  Die Diskussion der „Werte“ bestimmt die bürgerliche Philosophie bis heute, dieser Begriff beeinflusste nicht nur den Neukantianismus, sondern auch die phänomenologische Richtung der Philosophie und spielte noch im Positivismusstreit zwischen den kritischen Theoretikern Adorno und der positivistischen Philosophie, etwa der von Hans Albert, in dem es um die „Wertfreiheit“ der Wissenschaft ging,  eine wichtige Rolle. (Vgl. Adorno u.a.: Positivismusstreit)  Selbst in der Habermasschen Diskursethik, obwohl er einmal den Wertbegriff kritisierte, wird mit diesem Begriff operiert.

 Wenn der Anspruch des Menschen auf Autonomie und der daraus konzipierte Zustand der Moralität in der Gesellschaft, so wie sie besteht, nicht durchsetzbar ist, weil im Kapitalismus die Menschen tendenziell zur Ware werden und unbeherrschbaren Gesetzen unterworfen sind, dann kann sich das Bewusstsein diesen heteronomen Bedingungen gegenüber kritisch verhalten und fordern, „alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist“ (Marx: Einleitung, S. 385).  Die Intention der klassischen bürgerlichen Philosophie von Kant bis Hegel ist dann in dem Ziel der Veränderung, wie auch die Marxsche Formulierung zeigt, aufgehoben. (Vgl. Gaßmann: Ethik, S. 58 – 60) Oder man wählt die andere Möglichkeit, indem man sich den Verhältnissen anpasst bis in seine theoretischen Konstruktionen hinein. Während Marx den Kapitalismus auf seine Veränderung hin analysierte, hat z.B. Fechner, ein Freund  und Diskussionspartner von Lotze, den Wunsch, das Bestehende wie den religiösen Glauben philosophisch auszugestalten, so dass nicht nur „Begriffsdichtung“ herauskommt.

   Inwiefern alle diese affirmativen Tendenzen auch Lotze bestimmen, besonders seinem „Wert“-Begriff, muss die Analyse im Einzelnen zeigen.

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Stand: 31. Mai 2005